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Versteckte Signale erkennen

Versteckte Signale erkennen

Wie Sie selbst raffinierte Lügner entlarven

1     „Das Essen war hervorragend“,
 „Gut siehst du aus in dem neuen
 Kleid“: Überzeugend zu lügen, kann so
 manchen Ärger ersparen. „Jeden Tag
5 sagen wir 30 bis 40 Mal die Unwahrheit“,
 schätzt Jack Nasher, Professor
 an der Munich Business School.
 „Übrigens am häufigsten in den ersten
 zehn Minuten, in denen wir jemanden
10 kennenlernen.“ Der Wirtschaftspsychologe
 hat sich ausgiebig mit den
 Mechanismen des Lügens befasst und
 ist Autor des Buchs „Durchschaut. Das
 Geheimnis, kleine und große Lügen zu
15 entlarven“.
2     Doch so gut es manchem auch
 gelingen mag, andere zu täuschen, den perfekten Lügner gibt es nicht.
 Wer bewusst Falsches erzählt, verrät sich immer – zumindest
 demjenigen, der gelernt hat, auf die entsprechenden Signale zu achten.
20 „Wenn jemand lügt, hat er Angst, dass ihn sein Gegenüber entlarvt oder
 dass er nicht bekommt, was er will“, erläutert Nasher. Er spreche dann
 zum Beispiel mit höherer Stimme als gewöhnlich, blinzle häufiger oder
 reiße seine Augen ein wenig weiter auf. „Zeigt ein Gesprächspartner für
 die Situation unpassende Zeichen von Angst, ist das ein gutes Indiz dafür,
25 dass er lügt.“
3     Zudem fühlt sich ein Lügner meist schuldig, schließlich täuscht er
 seinen Gesprächspartner ganz bewusst. Und diese Emotion ist umso
 stärker, je näher er ihm persönlich steht. Zu erkennen ist ein solches
 Schuldbewusstsein relativ leicht. „Schuld sieht aus wie Trauer“, erklärt der
30 Lügen-Experte. Wer unangemessen traurig blicke oder spreche, gebe
 damit einen Hinweis, dass er womöglich gerade nicht ganz aufrichtig sei.
4     Auch wenn es nicht immer gelingt – wer lügt, versucht sein Verhalten
 meist besonders exakt zu kontrollieren. Denn er hat etwas zu verbergen
 und will mit seiner Falschaussage überzeugen. Gerade
35 Diskussionsrunden im TV bieten hier bestes Anschauungsmaterial. „Ein
 Lügner macht sich Gedanken, ob er glaubwürdig erscheint, und wirkt
 deshalb häufig sehr kontrolliert“, erklärt Nasher. „Mit seinen hölzernen
 Bewegungen erinnert er an die Märchenfigur Pinocchio – nur dass ihm
 keine lange Nase wächst.“
540     Oft blitzt die verheimlichte Wahrheit zudem – trotz aller
 Kontrollversuche – für einen Sekundenbruchteil im Gesicht des Lügners
 auf. „Teilweise nur den zwanzigsten Teil einer Sekunde lang zeigen sich
 die echten Gefühle in seiner Mimik, bevor ein künstliches Lächeln sie
 wieder überdeckt“, sagt Nasher. In diesem kurzen Moment passen dann
45 der Gesichtsausdruck und das Gesagte nicht zusammen, etwa wenn der
 Gesprächspartner Freude heuchelt, aber seine Miene Unwohlsein verrät.
 Ein aufmerksamer Beobachter nimmt das wahr – und sei es intuitiv. „Das
 Gefühl zu haben, dass etwas nicht stimmt, ist durchaus ein Indiz dafür,
 dass der andere lügt“, ist der Experte überzeugt. „Außerdem sagt ein
50 Lügner zehn Mal weniger ‚ich‘ oder ‚mein‘ als jemand, der die Wahrheit
 spricht“, fügt Nasher hinzu. Er nehme sich also gewissermaßen aus der
 Lüge heraus. Besonders deutlich zu erkennen sei das in Polizeiverhören
 oder vor Gericht. Mutmaßlich zu Recht Beschuldigte würden zum Beispiel
 auf die Frage, ob sie den angezeigten Diebstahl begangen hätten, häufig
55 antworten: „Das macht man nicht“ – statt: „Ich habe das nicht gestohlen.“
 
 [Let op: de volgende alinea’s staan in een verkeerde volgorde
  (zie opgave 41).]
 
a)     Beliebt sei bei Verhören auch die Methode, zeitlich zu springen, sagt
 der Experte. Fragen nach dem, was vor oder nach einer Tat, zu einem
 früheren oder späteren Zeitpunkt geschehen sei, wechseln sich rasch ab
 – und können einen Lügner schnell in Verwirrung stürzen. Denn eine
 erfundene Geschichte lässt sich in chronologischer Reihenfolge viel
 leichter und widerspruchsfreier erzählen, als wenn sie aus zahlreichen
 Mosaikstückchen zusammengesetzt werden muss.
 
b)     Ein ebenfalls erprobtes Befragungsmittel ist, plötzlich das Thema zu
 wechseln. „Wenn jemand dann deutlich emotionaler reagiert als zuvor, ist
 das ein Zeichen, dass er an diesem Punkt etwas zu verbergen hat“, sagt
 Nasher. Letztlich schaffe es niemand auf Dauer, alle seine Emotionen und
 Körperregungen perfekt im Griff zu haben – zumal wenn er noch dazu
 unter Druck gesetzt werde. Das Fazit des Lügen-Experten: „Es gibt zwar
 ein Pokerface, aber keinen Pokermenschen.“
c)     Aufmerksam zu sein und auf sein Bauchgefühl zu hören, sind gute
 Voraussetzungen, um Lügner zu entlarven. Doch es gibt durchaus
 Methoden, um noch besser an die Wahrheit heranzukommen. „Zu lügen
 ist anstrengend und bedeutet Stress“, erklärt Nasher. „Hier setzen
 Verhörexperten an und erhöhen systematisch den Stresspegel des
 Befragten.“ Immer und immer wieder würden sie nachhaken, was er
 genau gemacht habe und was im Einzelnen passiert sei. Und in den
 meisten Fällen breche dann das Lügengebäude nach kurzer Zeit
 zusammen.
 
 naar: www.focus.de, 03.01.2013