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Nur gefühlte Vorteile

Nur gefühlte Vorteile

Biokost sei nicht besser als herkömmliche Lebensmittel, behaupten die
Wissenschaftsautoren Miersch und Maxeiner

1    Würden Sie Ihrem Säugling einen    Öko-Obstbauer gern zur Giftspritze
 mit Dihydrogenmonoxid versetzten und nebelt seine Apfelbäume mit
 Babybrei füttern? Sicher nicht, oder? Schwefel und dem problematischen
 Als der TV-Journalist David Harnasch Schwermetall Kupfer ein. Auch
5 gegen den Stoff Unterschriften sam-50 Naturdünger birgt Risiken. Fäkalien-
 melte, den Bauern so gern aufs Feld reste auf Feldgemüse sind eben nicht
 spritzen und der beim Einatmen tödlich nur eklig, sondern auch gesundheits-
 wirkt, zögerten viele besorgte Bürger gefährdend.
 jedenfalls keine Sekunde, ihren Namen6    Bei aller Kritik sehen Maxeiner und
10 unter den Aufruf zu setzen.55 Miersch, die ihre Wurzeln in der Um-
2     4a  Hinter dem vermeintlichen weltbewegung haben, durchaus auch
 Supergift Dihydrogenmonoxid verbirgt positive Effekte des Biolandbaus. „Vie-
 sich - Wasser. Der listige Reporter le Biobetriebe sind vorbildlich in Sa-
 Hamasch hatte seine Aktion bei den chen Tierschutz und legen Wert auf
15 professionellen Ängste-Schürern von60 artgerechte Nutztierhaltung“, loben sie.
 Greenpeace & Co. abgekupfert – um7    Als Antwort auf globale Umwelt-
 deren Methoden zu entlarven. Denn und Ernährungsprobleme halten die
 allein die chemisch klingende Autoren den alternativen Landbau
 Bezeichnung reichte, um den Verstand [id:69107] für ungeeignet. Denn um die
20 aus- und die Angst einzuschalten.65 gleiche Menge Getreide zu ernten,
3     4b  Dass diese simple Formel braucht der fundamentalistische
 allzu oft nicht aufgeht, wollen die Öko- Biobauer viel mehr Land als der
 Renegaten Dirk Maxeiner und Michael pragmatische Agronom, der mit
 Miersch beweisen. In ihrem neuen modernen, ertragsstarken Sorten und
25 Buch „Biokost und Ökokult“ (Piper, 1470 Methoden arbeitet. „Mehr Agrarfläche
 Euro) nehmen die vielfach ausgezeich- bedeutet weniger Natur – an diesem
 neten Wissenschafts- und Bestseller- Dilemma kommt niemand vorbei“,
 autoren („Öko-Optimismus“) die geben Maxeiner und Miersch zu
 Mythen des alternativen Landbaus bedenken.
30 auseinander.875    Tödliche Dogmen. Allein um
4     4c  Von der Überlegenheit des ausreichend Naturdünger für einen
 Bio-Food über Produkte aus der globalen Biolandbau zu gewinnen,
 herkömmlichen Landwirtschaft bleibt müsste der Nutztierbestand etwa
 dabei nicht viel übrig. Biokost, das verfünffacht werden, zitieren die
35 belegen die Autoren anhand vieler80 Autoren den Agrarexperten und
 Studien, ist nicht gesünder oder nahr- Nobelpreisträger Norman Borlaug.
 hafter als konventionelle Lebensmittel. Ohne den im Ökolandbau verpönten
 Blindverkostungen hätten gezeigt: Sie Kunstdünger könnten nur 2,5 bis drei
 ist nicht einmal leckerer. Milliarden Menschen ernährt werden.
540    Und dass Biobauern keinen Kunst-85 „Das bedeutet, die Hälfte der
 dünger und keine synthetischen Pesti- Menschheit müsste sterben“, warnt
 zide einsetzen, bedeute nicht, „dass Borlaug. Er frage sich, „wo die
 sie eine schadstoffarme Landwirtschaft Freiwilligen dafür herkommen sollen“.
 betreiben“. Im Kampf gegen Schädlin- 
45 ge und Krankheiten greift selbst der  Focus