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Die Berliner Mauer

DIE BERLINER MAUER

Hintergrund

Aufgrund der Unzufriedenheit mit den ökonomischen und politischen Verhältnissen
(Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, Zurückdrängung des privaten Handwerks,
Versorgungsschwierigkeiten) kehrten immer mehr Menschen der DDR den Rücken.
Von Januar bis Anfang August 1961 wurden rund 160.000 Flüchtlinge gezählt. Auch
die internationale politische Lage war gespannt. Am 27.11.1958 hatten die Sowjets
(Chruschtschow) in einem Berlin-Ultimatum gefordert, daß die westalliierten Truppen
aus West-Berlin abziehen sollten und West-Berlin innerhalb von sechs Monaten zu
einer "Freien Stadt" gemacht wird. Am 17.2.1959 folgte die Drohung eines separaten
Friedensvertrags mit der DDR. Das Treffen zwischen US-Präsident Kennedy und
UdSSR-Ministerpräsident Chruschtschow am 3./4.6.1961 in Wien endete ohne
erkennbare Ergebnisse.
Allgemein wurden Maßnahmen der DDR erwartet, die Fluchtwelle zu unterbinden.
Auf einer internationalen Pressekonferenz am 15. Juni 1961 antwortete Walter
Ulbricht einer Journalistin: "Ich verstehe Ihre Frage so, daß es in Westdeutschland
Menschen gibt, die wünschen, daß wir die Bauarbeiter der DDR dazu mobilisieren,
eine Mauer aufzurichten. Mir ist nicht bekannt, daß eine solche Absicht besteht...
Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."

Errichtung der Mauer

In den frühen Morgenstunden des 13.8.1961, einem Sonntag, begann die DDR unter
der Leitung von Erich Honecker, Ost-Berlin und die DDR gegenüber West-Berlin mit
Stacheldraht und Spanischen Reitern abzuriegeln. Straßen wurden aufgerissen und
Barrikaden aus Pflastersteinen errichtet. An zentralen Punkten fuhren Panzer auf. Der
durchgehende U- und S-Bahn-Verkehr wurde unterbrochen. Bewohnern Ost-Berlins
und der DDR wurde das Betreten West-Berlins verboten, darunter 60.000
Berufspendlern. In den folgenden Tagen ersetzten Bautrupps unter Bewachung die
provisorischen Befestigungen durch eine feste Mauer.
Die Westmächte reagierten verhalten, da die drei Essentials der amerikanischen Berlin-
Politik nicht angetastet wurden: Anwesenheit der westlichen Truppen, freier Zugang
nach Berlin und Gewährleistung der Selbstbestimmung der West-Berliner und der
freien Wahl ihrer Lebensform.
Ab dem 23.8.1961 durften West-Berliner Bürger Ost-Berlin nicht mehr betreten. Am
20.9.1961 begann die Zwangsräumung von Häusern unmittelbar an den Grenzen zu
West-Berlin. Am 17.8.1962 wurde der achtzehnjährige Ost-Berliner Peter Fechter bei
einem Fluchtversuch über die Mauer von Ost-Berliner Grenzwachen angeschossen,
und er verblutete.
Am 21.6.1963 erließ der Minister für nationale Verteidigung der DDR eine
"Anordnung über die Einrichtung eines Grenzgebietes an der Staatsgrenze der DDR
zu West-Berlin". Danach wurde innerhalb Ost-Berlins an der Sektorengrenze ein 100
Meter breiter "Schutzstreifen" gezogen, dessen Bewohner sich registrieren lassen
mußten.
Von der DDR-Propaganda wurde die Mauer als "antifaschistischer Schutzwall"
bezeichnet.

Ausmaße

Die Grenze West-Berlins zu Ost-Berlin und zur DDR war 166 km lang und mit einem
tiefgestaffelten System von Sperranlagen versehen. Auf etwa 107 km davon stand eine
Mauer. Die ausgebauten Grenzanlagen boten in etwa das folgende Bild: Es begann mit
einer etwa 4 m hohen Betonplattenwand, die zumeist mit einer Betonröhre gekrönt
war. Dahinter (auf "östlicher" Seite) verlief ein beleuchteter Kontrollstreifen, der
sogenannte "Todesstreifen". Flüchtlinge, die ihn bereits erreicht hatten, wurden ohne
Vorwarnung beschossen. Es folgte ein Graben, der den Durchbruch von Fahrzeugen
verhindern sollte. Danach kamen ein Patrouillenweg, Hundelaufanlagen, Wachtürme,
Schutzbunker und schließlich eine zweite Mauer. Die Grenze durchschnitt 192
Straßen, von denen 97 nach Ost-Berlin und 95 in die DDR führten. Es gab etwa
hundert Tote an der Berliner Mauer; der letzte war Chris Gueffroy (6.2.1989).

Fall

Die dramatischen Ereignisse des Jahres 1989 mit der Massenflucht von DDR-Bürgern
über Ungarn und den Leipziger Montagsdemonstrationen führten nach wochenlangen
Diskussionen um ein neues DDR-Reisegesetz dazu, daß der Ost-Berliner SED-
Bezirkschef Günter Schabowski am 9. November 1989 gegen 19 Uhr in einer etwas
unklaren Formulierung überraschend die Öffnung der Grenze für "Privatreisen nach
dem Ausland" bekannt gab. Wenig später begann ein Sturm der Ost-Berliner nach
West-Berlin, es gab Freudenfeiern am Brandenburger Tor und auf dem
Kurfürstendamm. Am 10. November begannen Abrißarbeiten zur Schaffung
zusätzlicher Grenzübergänge. Am 12. November wurde die Mauer am Potsdamer Platz
geöffnet, am 22. Dezember erfolgte eine Öffnung am Brandenburger Tor für
Fußgänger. Sogenannte "Mauerspechte" hämmerten Bruchstücke aus der Mauer, die
dann vielfach als Souvenirs verkauft wurden. Einige größere Segmente wurden auch
von offizieller Seite abgegeben oder verkauft.
Seit dem 1. Juli 1990 herrscht mit dem Inkrafttreten der Wirtschafts-, Währungs- und
Sozialunion endgültig freier Reiseverkehr zwischen Ost und West.

Mahnmal

Die Mauer verschwand bis zum Jahre 1991 nahezu vollständig; Reste blieben u.a. an
der Bernauer Straße, in der Niederkirchnerstraße (gegenüber dem Preußischen
Landtag, jetzt Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses) und in Form der 1,3 km langen
"East-Side-Gallery" gegenüber dem Ostbahnhof erhalten.
Am 20. Februar 1997 wurde am ehemaligen "Checkpoint Charlie" damit begonnen,
den einstigen Verlauf der Berliner Mauer mit einer roten Linie zu markieren. Diese
Linie soll eine Länge von 20 km erreichen und später durch eine doppelspurige
Großpflastersteinreihe ersetzt werden.
Am 13. August 1998 wurde ein Mauer-Mahnmal an der Bernauer Straße Ecke
Ackerstraße (Wedding/Mitte) eingeweiht, bestehend aus einem Rest der Berliner
Mauer von 70 m Länge mit Sehschlitzen in der Innenmauer und Stahlplatten an den
Enden.

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