Es ist falsch, über gebärunwillige Akademikerinnen zu lamentieren
(1) Die Studie ist noch druckfrisch, | heute kinderlos lebt, muss keinerlei | |||||
und schon kasteit sich die Nation: wir | Stigma fürchten - wohl aber der, der | |||||
Deutschen, ein Volk der Kinderveräch- | keinen Job vorweisen kann. | |||||
ter. Jeder vierte Mann und jede siebte | (5) Das allein aber taugt nicht als | |||||
5 | Frau will ni 5 e ein Baby, sagen Bevölke- | 35 | Grund zur Klage. Zumindest teilweise | |||
rungsforscher. Nun geißeln Politiker | ist der Wandel begrüßenswert. Frauen | |||||
den Werteverfall als Hauptschuldigen | lassen sich nicht mehr zur Gebärerin | |||||
der Kinderflaute. | herabwürdigen. Sie wollen ihr Wissen | |||||
(2) Überholt scheint, was bis dato | nicht am Wickeltisch verdorren lassen. | |||||
10 | Basis der Familienpolitik war: Dass | 40 | Und Männer fühlen sich nicht nur | |||
sich fast alle Paare Nachwuchs | dann als Mann, wenn in der Wiege der | |||||
wünschen, viele aber an der Praxis | Stammhalter schreit. | |||||
scheitern. Mehr Kitas1), ein üppiges | (6) Ein Problem ist der Kinderverzicht | |||||
Elterngeld - alles unnütze Politiker- | aber dann, wenn der Sachzwang ent- | |||||
15 | müh, weil die Deutschen lieber kinder- | 45 | scheidet. Paare sollten allein aus frei- | |||
altern? | em los Willen ohne Kind leben - und nicht | |||||
(3) Wer den Kindermangel auf ein | als Zugeständnis an die Berufswelt. So | |||||
Werteproblem reduziert, der irrt. Denn | gesehen ist es wichtiger denn je, Kinder- | |||||
die Studie belegt auch: Wer aufs Baby | krippen zu bauen und Teilzeit- | |||||
20 | verzichtet, ist kein karrieresüchtiger | 50 | arbeitsmodelle zu debattieren. | |||
Egomane, dem die Villa wichtiger ist | (7) Familienpolitik ist also keineswegs | |||||
als ein genetisches Vermächtnis. [id:48438] | überflüssig. Sie bedarf nur einer Kurs- | |||||
bedrängen ihn allerorts Nöte: Der | korrektur. Der Fokus Frau - er ist ver- | |||||
Jungakademiker fürchtet, dass ihn das | altet. Gerade Männer, das zeigt die | |||||
25 | Baby-oder-Büro-Dilemma zermürbt. | 55 | Studie, wünschen sich viel häufiger als | |||
Er blickt in eine Zukunft, in der nichts | früher keinen Nachwuchs. Zu Unrecht | |||||
sicher scheint - nicht die Ehe, nicht | lamentiert die Nation über gebärunwil- | |||||
der Job, nicht die Rente. | lige Akademikerinnen. Stattdessen | |||||
(4) Sicherlich wird er in seinem Votum | brauchen wir eine Unisex-Familien- | |||||
30 | bestärkt durch geänderte Werte. Wer | 60 | politik. |