Der Kompromiss der Kultusminister zum Thema | | verdrehen die Experten schon jetzt die Augen. |
Studiengebühren ist nicht der große Wurf - jedenfalls | | In der Praxis wird es wohl darauf hinauslaufen, dass |
nicht in dem Sinne, wie er jetzt „verkauft“ wird. „Das | | sich Studiengebühren auf der Basis der [id:20639] auf lange |
Erststudium bleibt gebührenfrei“, tönt man. Doch auch | | Sicht durchsetzen werden. Sie sind leichter zu berechnen. |
ohne den geplanten Staatsvertrag hätte es so bald kein | | Auch Länder, die Gebühren aller Art jetzt noch |
Bundesland gewagt, aus der geltenden Praxis | | kritisch gegenüberstehen, werden ihre Haltung |
auszuscheren und - sozusagen von null auf hundert - ab | | spätestens dann [id:20640] , wenn die Langzeitstudenten |
dem ersten Semester zur Kasse zu bitten. | | aus anderen Bundesländern an ihre Universitäten |
„Keine [id:20635] bis zum ersten berufsqualifizierenden | | strömen. |
Abschluss“, wird getrommelt. Doch genau genommen | | Aber Staatsvertrag hin oder her: Das Thema [id:20641] |
ist das gar nicht wahr, auch wenn das die SPD nicht | | wird uns so bald nicht verlassen: Deutschland gehört zu |
gerne hört, weil sie ja im Bundestagswahlkampf das | | den ganz wenigen OECD-Staaten, in denen ein Studium |
Verbot von Studiengebühren versprochen hatte: Auch | | in einem normalen Zeitrahmen ausnahmslos kostenfrei |
Studenten, die den Abschluss noch gar nicht haben, | | ist. Doch kleine Schritte wie der jüngste KMK-Beschluss |
sollen zur Kasse gebeten werden können - wenn sie eine | | markieren die Richtung, in die sich die Verantwortlichen |
bestimmte Studiendauer überschritten haben. | | gedanklich mehr und mehr bewegen - bewegen müssen. |
Nicht, dass diese Möglichkeit neu wäre, Baden- | | Denn das Geld ist knapp, die Arbeitsbedingungen an |
Württemberg hat da längst den Anfang gemacht (mit | | vielen Universitäten sind miserabel. |
dem Erfolg, dass die Zahl der [id:20636] sofort anstieg und | | Natürlich: Deutschland kann es sich nicht leisten, |
viele offenbar „inaktive“ Studenten die Unis verließen). | | begabte junge Menschen vom Studium abzuhalten. |
Neu ist aber, dass diese Möglichkeit ausdrücklich und | | [id:20642] verdienen Akademiker nach einer neuen Studie |
mit konkreten Umsetzungsvorschlägen in einem von | | des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) brutto |
allen Kultusministern akzeptierten Papier fest- | | im Schnitt mehr als 35 000 Mark mehr pro Jahr als ein |
geschrieben ist. | | nicht-studierter Abiturient - was sie in der Regel vor |
Tatsächlich scheint davon eine Initialzündung | | allem ihrem Studium zu verdanken haben, das vom Staat |
auszugehen: Bereits gestern haben Niedersachsen, das | | und somit von allen Steuerzahlern mit durchschnittlich |
Saarland und Hamburg angekündigt, Gebühren für | | 140 000 Mark subventioniert wurde. |
Langzeitstudenten auf die Tagesordnung zu setzen. | | Warum sie sich daran nicht mit einer moderaten |
Ob und wie die Länder ihre Langzeitstudenten | | Studiengebühr beteiligen sollten, ist umso weniger |
[id:20637] wollen, bleibt ihnen nach wie vor selbst | | einzusehen, da etwa Gesellen, die ihre Meisterprüfung |
überlassen: Sie können gar nichts tun, nach 14 | | machen wollen, [id:20643] : Bis zu 15 000 Mark kostet |
Semestern kassieren oder die belegten Lehr- | | allein der Schulbesuch, zuzüglich Prüfungsgebühren und |
veranstaltungen (Semesterwochenstunden) vom | | zum Teil nicht unbeträchtlichen Materialkosten. Wenn |
„Studienkonto“ abbuchen. [id:20638] wurde das Studien- | | nötig hilft ihnen ein Meisterdarlehen, das sie später |
kontenmodell bislang nirgends getestet. In Anbetracht | | zurückzahlen müssen, über die Runden. Ein Modell, das |
des nötigen Verwaltungs- und Kontrollaufwands | | auch im Hochschulbereich Schule machen könnte. |
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| | Ulrike Ruppel, in: Berliner Morgenpost, 27.5.2000 |