Background image

terug

Auf du und mit dem Gorilla-Chef

Auf du und du mit dem Gorilla-Chef

   wachsenden Ansprüche des Publikums
an Freizeiteinrichtungen, eine
immer größer werdende Herausforderung
für die Zoos. Der Han-
nover Zoo will [id:12720] neue Wege
beschreiten.
So wurde Pfingsten 1996 ein 7500
Quadratmeter großer Gorilla-Berg
eröffnet. »Das Projekt verkörpert
in ganz besonderer, erlebnisnaher
Weise das Thema der Weltausstellung,
‘Mensch - Natur - Technik’
«, sagt Expo-Chef Theodor
Diener. Dieses revolutionäre Projekt
soll den Zoo attraktiver machen
und den Menschen an die natürliche
Umwelt und das Verhalten
der Tiere heranführen. »Der Besucher
wähnt sich in der Welt der
Gorillas«, heißt es in der bereits
erwähnten Broschüre. Die Distanz
zwischen Menschen und Tieren soll
[id:12721] werden.
Ein Event wurde unser Besuch
dennoch nicht: die Gorillas waren
»Die armen Antilopen! Kein[id:12716] der Tiere. Erst seit einigerabgetaucht. »Die Besucher erwerben
bißchen Grün in ihrem Auslauf!«Zeit sei man gartenbautechnisch inmit dem Lösen der Eintritts-
Eine solche Äußerung hätte Dr.der Lage, Magerrasenflächen anzulegen.karte [id:12722] «, erklärt uns Dr.
Heiner Engel, Leiter der zoologischenZwar fressen die AntilopenEngel. Und die zoologische Begründung:
Abteilung im Zoo Hannover,dieses Magergras nicht, weil ihnen»Die Gorillas haben die
in Harnisch gebracht. Aber nicht,besseres Gras angeboten wird.Möglichkeit, sich in Zonen zurückzuziehen,
weil er gegenüber der 9b vom Kaiserin-Aber die Zoobesucher haben dasdie dem Auge des
Auguste-Victoria-GymnasiumGefühl, die Tiere fühlten sich wohl.Besuchers verborgen bleiben.«
in Celle Schuldgefühle haben müßte.Und weil dieses Gefühl [id:12717]Die Tierhaltung im Zoo wird den
Schuldgefühle wegen einer nichtwachsen die Besucherströme imBedürfnissen (Sexualität, Sicherheit,
artgerechten Tierhaltung im Zoo.Zoo Hannover an. Diese wachsendenNahrung, Nähe von Artgenossen)
Verärgert hätte ihn, daß ZoobesucherBesucherzahlen sollten denjedes einzelnen Tieres gerecht.
Vorurteile gegen den ZooTier- und Artenschutz fördern, freiWürden Menschen von einem Ort
entwickeln aus völliger Unkenntnisnach dem Motto: »Nur was Menschenweg wollen, der wie das Paradies
über [id:12714] und weitere Besuchegefällt, werden sie lieben,beschaffen ist? Wo es täglich die
unterlassen.werden sie schützen.«benötigte Nahrung und keine Gefahren
»Denn«, so klärte er uns mit EngelsgeduldDieses eine Beispiel verdeutlicht,gibt? Wohl kaum! Und
auf, »tiergärtnerisch istdaß Fortschritte in der Technik für[id:12723] stelle ich mir die Frage, ob
das Fehlen einer Grünfläche in derein besseres Miteinander vonsie ihre Freiheit, die Freiheit dahin
Antilopen-Außenanlage [id:12715].«Mensch und Tier eingesetzt werdenzu gehen, wo sie hingehen wollen,
Unser unausgesprochenes »Warum?können. Wir erfahren noch ausnicht vermissen? Ich kann das nicht
« fand folgende Antwort:anderen Beispielen, daß Besucherbeantworten, Gefängnishäftlinge
Wenn Antilopen im Zoo die gegenüberdes Zoos die Tiere nicht als Tierevielleicht. Sie leben trotz allem ihren
ihrem natürlichen Lebensraumsehen, sondern deren Haltung nachBedürfnissen gerecht. Sie bekommen
begrenzte Freifläche sowohl[id:12718] bewerten und damit falschNahrung, haben eine gewisse
als Ort der Ablagerung ihrer Ausscheidungen,beurteilen.Privatsphäre und haben im
als auch durch dasDa sich nicht jeder Besucher eineallgemeinen auch Kontakt zu anderen
Grünangebot zur Nahrungsaufnahmefachkundige Zooführung leistet,Menschen. Sie haben jedoch
nutzten, könnten sie mit derder Zoo aber [id:12719] will, muß erkeine persönliche Freiheit. Das ist
Grünfutteraufnahme Krankheitskeimeseine Tiere auf eine Art und Weiseihre Strafe. Wer sagt denn, daß
in ihren Organismus mitpräsentieren, mit der sich ein[id:12724] nicht genauso empfinden?
aufnehmen, die andere Tiere ausgeschiedenunkundiger Besucher einfach spontan
haben.einverstanden erklären kann.Christina Fischer, Klasse 9B,
Was Menschen in ihrem UnverständnisMenschen zu informieren, zuKaiserin-Auguste-V.-Gymnasium,
beklagen, dient alsointeressieren und zu »berühren« ist,Celle, in: Süddeutsche Zeitung,
nicht zuletzt durch die stetig14./15.9.1996