Sie sind eine Frau? Aber haben einen Mann? Und | | verloren. Da ist Ihre [id:66851]das letzte, was ihm |
der sieht Fußball? Jedenfalls in diesem Sommer? | | Freude macht. Also verbergen Sie Ihre Souveränität. |
Dann wird dieser Artikel Ihr Leben in Schwung | | Geben Sie sich bescheiden. |
bringen - zumindest Ihren Abend, den Abend der | | Wenn er gern redet, fragen Sie ihn:„Wo, meinst du, |
deutschen Niederlage. Sie erinnern sich:Vor vier | | ist es denn schiefgelaufen? Und welcher Spieler hat |
Jahren, als die Truppe um Berti Vogts vorzeitig | | dich am meisten enttäuscht? Aber wenn du Trainer |
ausschied, erhielt die deutsche Telefonseelsorge | | wärest, wann hättest du das Konzept umgestellt? Vor |
zehntausend Anrufe - von Frauen, deren Männer | | allem wie? Und was waren die grauenhaftesten Fehlentscheidungen |
Schränke zerhackten, Fernseher spalteten,[id:66847] | | des Schiedsrichters? Meinst du, daß |
verfielen, den Fuß verstauchten beim Versuch, | | der zur nächsten WM nochmal zugelassen wird? Und |
ein Seil an die Decke zu knüpfen. | | da Vogts jetzt gehen muß, wen würdest du als Trainer |
Natürlich ist Ihr Mann nicht so einer, nicht so ein | | vorschlagen? Rehhagel oder Hitzfeld?“ |
Wohnzimmer-Hooligan. Er ist intelligent und gerechtigkeitsliebend. | | Bei den Antworten kann Ihr Mann sich redend abreagieren. |
Er findet, daß die bessere Mannschaft | | Mehr noch: er kann dabei seine Überlegenheit |
gewinnen sollte. Er ist auch kein Chauvinist. | | beweisen. Das macht ihn [id:66852] Und wenn |
Er spürt [id:66848] den Anflug eines schlechten Gew- | | Sie ihn fragen, was er anders und besser gemacht hätte, |
issens, wenn die deutsche Nationalmannschaft | | wird er auf konstruktive, kreative Gedanken gelenkt. |
gewinnt - schon das Wort [id:66849] ist ihm ein bißchen | | Zwar wird er die Niederlage nicht vergess en, |
peinlich. Und unterlegene Gegner tun ihm leid. Er | | aber er wird sich nicht so sehr davon herunterziehen |
hofft, daß sie nicht nachtragend sind. Und doch: | | lassen. Er sieht nun auch das Positive im Leben: sich |
es ist ihm lieber, wenn seine höchsteigene Man- | | selbst. |
nschaft gewinnt. Das tut ihm gut. Ihnen auch. | | Aber vielleicht reagiert Ihr Mann [id:66853]? Genau |
Wenn das deutsche Team siegt, können Sie | | wie damals als Jäger und Sammler? Mit viel Adrenalin? |
schwierige Themen wie das mit der neuen | | Dann müssen Sie vorbereitet sein. Sie sollten |
Geschirrspülmaschine positiv zum Abschluß bringen. | | sich rechtzeitig von der Käsetheke oder WM-Ecke |
Doch wenn die Deutschen verlieren, wenn Bertis | | im Supermarkt die Mini-Nationalflaggen besorgen. |
Jungs rausfliegen, dann müssen Sie zur Meisterin | | Am entscheidenden Abend liegen die deutsche und |
werden, zur Therapie-Expertin. Sie wissen ja: Trost | | die Flagge des Gegners bereit. „Bitte sehr“, sagen Sie |
nach einer Niederlage verträgt Ihr Mann nicht. Bei | | nach dem Schlußpfiff, „die hier können wir ja jetzt |
Weisheiten wie „Fußball ist doch nicht alles“ [id:66850] . | | verbrennen.“ Und reichen ihm die Streichhölzer. |
Schließlich hat er gerade ganz persönlich und leider | | |
ohne eingreifen zu können, das entscheidende Spiel | | StuttgarterZeitung, 4.7.1998 |