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Mit Nutella fängt man Mäuse

Mit Nutella fängt man Mäuse

 HAMBURG - Wegen des zunehmend sorglosen    Überquellende Mülleimer, achtlos
 Umgangs mit Essensresten und auf Grund des weggeworfene Reste an Imbissbuden
 milden Winters werden Ratten und Mäuse vor und Küchenabfälle auf dem heimischen
 allem in Großstädten mehr und mehr zum Komposthaufen: „All das hat Auswir40
 Problem. „Sie fressen, was die Leute wegwerfen,35 kungen auf das Verhalten von Ratten
 zunehmend auch Fast Food wie Pommes und und Mäusen bei der Nahrungssuche.
 Bratwürste“, sagt der Chef des Deutschen Für die ist das quasi ein Schlaraffenland.“
 Schädlingsbekämpferverbandes (DSV), Rainer Gsell sieht sogar das Sprichwort
 Gsell, der Nachrichtenagentur AP. „Mit Speck fängt man Mäuse“ in Ge45
 40 fahr. „Mit Speck ist heute nichts mehr
1     Der Trend lasse sich schon seit etwa zu machen. Auf die Mausefalle gehört
 zehn bis 15 Jahren beobachten. „Früher Nutella“, betont der DSV-Chef.
 hat die Ratte noch Wurzeln gefressen,3     Gsell beklagt, dass wegen eingesparter
 heute sind es Abfälle von McDonald's“, Hausmeister-Stellen, etwa in
 klagt Gsell. Weil Großstädte von Fast-45 Schulen, die Mülleimer immer seltener
 Food-Resten überquellten, fänden die ausgeleert werden. Auch seien aus
 Nager immer bessere Lebensbedingungen: Kostengründen auf städtischen Grünflächen
 „Das Tier folgt dem Menschen.“ großzügig angebaute, pflegeleichte
 Auch der zurückliegende frostarme Bodendecker-Pflanzen nicht
5 Winter könnte sich nach Meinung von50 hilfreich: „Ein Paradies für jeden
 Experten auf die Zahl der Ratten und Nager. Da findet er Nistplätze und da
 Mäuse vor allem in Großstädten kann er sich verstecken.“ Auch Rattenforscher
 auswirken. „In milden Wintern werden und Biologe Stefan Endepols
 die Populationen natürlich nicht so von der Firma Bayer CropScience sieht
10 stark dezimiert wie in strengen“, sagt55 in der Bekämpfung der Nager eine
 Biologe Heinz Peper vom Hamburger große Herausforderung: „Schließlich
 Landesverband des Naturschutzbundes sind Ratten und Mäuse Überträger von
 NABU. Von einer drohenden Plage will Krankheitserregern, etwa Salmonellen.“
 er noch nicht sprechen: „Dafür ist es Er forscht an neuen Ködern und
15 noch zu früh. Das muss man abwarten,60 verbesserten Möglichkeiten für die
 denn auch die Feinde der Mäuse vermehren Schädlingsbekämpfung.
 sich stärker.“4     Probleme sieht Endepols vor allem
2     „Wenn die Leute sorglos im Umgang in immer dichter werdenden Geschäftszentren
 mit Lebensmittelabfällen sind, an Orten, wo früher gar keine
20 merken die Tiere das und stellen sich65 waren. Er nennt als Beispiel die Bahnhöfe.
 darauf ein“, unterstreicht auch Fachmann „Da gab es früher einen Buchladen
 Jens Jacob von der Biologischen und einen Imbiss. Jetzt sind das
 Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft. zahlreiche Back-Shops und Restaurants,
 Den Zugang zu Nahrungs30 die durch Abwassersysteme,
25 quellen und Unterschlupf einzuschränken,70 Versorgungsschächte und Entlüftungen
 sei deshalb wichtig im verbunden sind und durch die sich die
 Kampf gegen die Tiere. Schädlingsbekämpfer Nager frei bewegen können.“ Darum
 Gsell führt die steigende werde es immer schwieriger, die Tiere
 Zahl der Nager vor allem auf den sorg35 zu bekämpfen.
30 losen Umgang mit Essensabfällen zurück.