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Zurück in die Freiheit

Europas größte Katze, der Luchs, soll wieder durch Deutschlands Wälder schleichen.
So wie jetzt bereits im Harz.




 (1) Der Aufwand war gewaltig. Eine55 Auswilderungsprojekt in der Schweiz
 Streitmacht von 180 Mann, teils zu funktionierte. Die dort ausgesetzten
 Fuß, teils zu Pferde, kämpfte sich Luchse hatten sich innerhalb weniger
 durch die Harzer Wälder. Nahezu jeder Jahre auf 75 Exemplare vermehrt und
5 Quadratmeter um Bad Grund, nahezu alle tauglichen Waldregionen
 Lautenthal und Seesen wurde durch-60 erobert. Wobei sich zeigte, dass die
 kämmt,um das „Unthier“ zur Strecke Ängste der Jäger und Bauern völlig
 zu bringen. Am neunten Tag der unbegründet waren: Der Bestand der
 großen Hatz schließlich, am 17. März Rehe, Hauptbeute der Luchse, blieb
10 1818, wurde der „Raubmörder“ 25 intakt, und Haustiere wurden nur
 und der „Königlich Hannoversche65 äußerst selten gerissen. Erkenntnisse,
 reitende Förster“ Spellerberg aus die später durch weitere Auswilderung
 Lautenthal schoss ihm dann „mit unter anderem in Polen, Tschechien,
 sicherer Hand eine Flintenkugel Slowenien und Frankreich bestätigt
15 ächtmeisterlich mitten durch das Herz, wurden und die schließlich den Luchs
 worauf der Wütherich entseelt70 auch wieder ganz offiziell nach
 niederstürzet“. So der zeitgenössische Deutschland brachten - in den Harz,
 Bericht über das Ende des letzten wo man vor 186 Jahren sein Ende mit
 Luchses im Harz. „Jagdgesang und Hörnerschall“
20 (2) Nicht anders erging es Europas gefeiert hatte.
 größter Wildkatze in anderen Regio-75 (5) Das Harzer Luchsprojekt, das der-
 nen. Als Bösewicht verteufelt, der zeit einzige dieser Art in der Bundes-
 Haustiere reißt und angeblich republik, getragen von den nieder-
 Menschen angreift, ließ 1770 der letzte sächsischen Ministerien für Landwirt-
25 Luchs des Schwarzwaldes sein Leben, schaft und Umwelt sowie von der
 1796 war Thüringen luchsfrei, 1846 die80 Landesjägerschaft, läuft seit Sommer
 Schwäbische Alb und zu Beginn des 2000. „Seitdem sind 19 Luchse aus-
 20. Jahrhunderts war der scheue Jäger gewildert worden, von denen fünf
 mit den Pinselohren und dem Stum- nachweislich nicht mehr am Leben
30 melschwanz überall in Mitteleuropa sind“, sagt Meike Hullen, im National-
 ausgerottet. Erst rund 70 Jahre später85 park Harz zuständig für Naturschutz
 gab es die ersten Versuche, den ge- und Forschung, „dafür sind aber min-
 fleckten Räuber wieder in seinem destens elf Luchse in Freiheit geboren
 ursprünglichen Lebensraum anzusie- worden. Eindeutiger Hinweis darauf,
35 deln. Beispielsweise im Bayerischen dass sich die Tiere wohl fühlen.“
 Wald.90 (6) Trotzdem gab es auch Kritik an der
 (3) 27 passte das allerdings über- Aktion im Harz. So wurde bemängelt,
 haupt nicht. „Luchse fressen keine dass dort eine isolierte Luchspopula-
 Tannenzapfen“, warnten die bundes- tion geschaffen werde, die ohne ständigen
40 deutschen Grünröcke, die um „ihr“ künstlichen „Nachschub“ gar
 Wild fürchteten. Auch Landwirte95 nicht lebensfähig sei. „Das stimmt
 unterstützten die Anti-Luchs-Kam- zwar“, sagt Meike Hullen, „aber wir
 pagne, weil sie Schafe, Ziegen und wollen ja erst einmal herausfinden, ob
 Hühner in Lebensgefahr sahen. Trotz der Harz überhaupt noch als Lebens-
45 dieser Proteste wurde die Auswil- raum für Luchse geeignet ist. Wir
 derung im Bayerischen Wald gestartet100 machen also den ersten Schritt auf
 - und scheiterte: Innerhalb kurzer Zeit dem Weg zur Erhaltung der Luchse in
 wurden die ausgesetzten zehn Luchse Mitteleuropa. Und das funktioniert
 von Autos überfahren oder von Jägern tatsächlich nur, wenn die natürlichen
50 erschossen. Die Hintergründe dieser Lebensräume der Katze über Wander-
 vermeintlichen Unfälle wurden nie105 korridore miteinander vernetzt sind.“
 restlos geklärt. Keine Frage: Der Aufwand dafür dürfte
 (4) Doch bald folgten auch gute Nach- gewaltig sein.
 richten: Ein etwa zeitgleich gestartetes