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Museumsstücke

 

Museumsstücke

1    Jungsein ist modern, nicht nur in der    liche Gesichter sind fast noch besser.
 Werbung und dank der Werbung. Auch4    Leider gibt es aber immer noch Mu-
 die Museen kommen verjüngt daher, seumsbedienstete, die so übriggeblieben
 geben sich dem Neuen aufgeschlossen, wirken, wie es manche musealen Bauten
5 gehen sogar mit der Mode. Aus ihren35 nach dem Krieg waren, und doppelt so
 Tempeln ist der museale Mief weitgehend streng und finster. Sie führen sich auf wie
 verschwunden. In allen großen und vielen Aufseher. Sie halten es für eine Gnade,
 kleineren Städten sind neue, helle Bauten daß man ihr Hoheitsgebiet betreten darf.
 entstanden; manches alte, verstaubte Mu- Für sie kommt Kunst von Kontrollieren-
10 seumsstück hat sich zu einem wahren40 können.
 Prachtstück gemausert. Für eine Kom-5    Und es gibt immer noch Bedienungen
 mune, die mit klassischen Sehens- in Museumscafés und -restaurants, die
 würdigkeiten nicht aufwarten kann, ist es sich benehmen wie Gastgeber wider Will-
 mittlerweile sogar "ihr bestes Stück". len. Sie sehen drein, als täten sie den
215    Wenn es den Besuchern zuweilen doch45 Gästen einen ganz besonderen Gefallen,
 an etwas fehlt, so liegt das gewiß nicht an wenn sie kommen und nach ihren Wün-
 mangelnden Beständen. Die meisten schen fragen. Falls sie überhaupt noch
 Sammlungen platzen, trotz Neu-, Um- kommen. Für sie kommt Kunst von Kas-
 und Erweiterungsbauten, aus allen Näh- sieren.
20 ten. Es liegt auch selten an der unzu-650    Da sollte sich wenigstens beim Personal
 reichenden Präsentation. Museumsfach- einiges ändern lassen. Wer weiß, vielleicht
 leute von heute zeigen alles im besten, steckt bei richtiger Ansprache auch unter
 Uraltes oft sogar in völlig neuem Licht. dem steifsten Wärterwams ein weiches Herz,
3    Nein, es fehlt mehr an dem, was man und die strengsten Aufseher werden alle
25 Atmosphäre nennt. Und diese Atmosphä-55 plötzlich wie ausgewechselt sein. Dann käme
 re wird nicht zuletzt von den Menschen Kunst endlich auch von Lächelnkönnen.
 bestimmt, mit denen es der Museums- 
 besucher zwischen Kasse und Kunst zu Dieter Höss, in: Frankfurter Rundschau,
 tun bekommt. Reiche Bestände sind gut. 4.7.1998
30 Helle Wände sind auch gut. Aber freund-