Background image

terug

Die Socken-Bändiger



Die Socken-Bändiger

Zwei Berliner haben die Lösung für das "Lost-Sock"-Phänomen: Ein Abonnement übers Internet


von Tobias Führmann

Hans Peter Erlenkamp ist ein eher nüchterner   erfunden - das Socken-Abo übers Internet.
Mensch. Der Zehlendorfer ist gelernterDas erste und einmalige Schwarzstrumpf-
Betriebswirt. Beim Umweltbundesamt inAbonnement war im Juni 2000 geboren.
Grünewald ist der 38-Jährige gerade dabei,Betriebswirt Hans Peter Erlenkamp wurde der
eine Kosten- und Leistungsrechnungerste Kunde. "Der Name ist Programm.
einzuführen. Transparenter sollen dieWir verschicken unsere schwarzen
Arbeitsabläufe in der Behörde werden undSocken direkt in den Briefkasten
damit auch kostengünstiger. Erlenkamp ist einunserer Kunden", sagt Peter Dannenberg. Man
Freund klarer Zahlen und durchschaubarer Vor-kann unter Angabe der Schuhgröße neun oder
gänge.zwölf Paar schwarze Socken pro Jahr als Abo
Umso schlechter war für Hans Peter Er-bestellen. Die Socken bekommt man dann
lenkamp das Schauspiel nachzuvollziehen, daszwischen ein- bis viermal im Jahr zugeschickt.
sich jahrelang immer wieder in seiner Wasch-Je nach Abo-Art und Häufigkeit der Lieferung
maschine abspielte. Wenn er die nassen Stückeliegt der Preis zwischen 90 und 130 Mark.
zum Trocknen aufhängte, passten die SockenVier Monate lang ließen die findigen
oftmals nicht zueinander. Im Schrank landetenGeschäftsleute Freunde und Bekannte rund 20
[id:3746] Einzelgänger.unterschiedliche Paar schwarzer Socken [id:3749].
"Das mit den Socken ist Zauberei",Das Ergebnis: "Das Produkt, für das wir uns
glaubt Erlenkamp inzwischen. Längst ist erentschieden haben, besteht aus 100 Prozent
[id:3747] dazu übergegangen, nur noch schwarzeBaumwolle", wirbt Dannenberg. "In der
Socken zu tragen. So war wenigstens die FarbeQualität ist es vergleichbar mit denen in großen
identisch. Weil Erlenkamp ? wie wohl dieKaufhäusern in der Preislage um die 20 Mark
meisten Menschen ? Fußbekleidung nur beipro Paar.
Bedarf und dann nicht ausschließlich von einDer Vorteil [id:3750] liegt auf der Hand:
und derselben Marke kaufte, hatte sich dasDie Socken sind identisch und jederzeit
Problem nur verlagert, nicht aber gelöst:kombinierbar, der Einkauf größerer Stück-
Abnutzungsgrad und Länge differierten weiter.zahlen lässt zumindest darauf hoffen, zwei
Das Problem ist ein internationales, imähnlich aussehende Stücke an den Füßen zu
Internet sprechen zahlreiche Einträge vomtragen. Die Idee hat gezündet: "Das Geschäft
Phänomen "Lost-Sock" (verlorene Socke), undboomt mittlerweile. Wir haben momentan
es ist schon in Umfragen untersucht wordenknapp über 800 Abonnenten, mit leicht
(danach kämpfen 43 Prozent der Befragtensteigender Tendenz", sagt Dannenberg. In der
nach dem Waschgang mit den unsortiertenzweiten Hälfte des Jahres wird das Angebot
Socken).erweitert: "Viele Kunden, die im Bankgewerbe
Da ist es nicht [id:3748], dass der Literatur-tätig sind, haben nach Kniestrümpfen gefragt,
wissenschaftler Peter Dannenberg und derweil die Socken beim Übereinanderschlagen
Geologe Kai Krüger ähnlich unerfreulicheder Beine einfach zu kurz sind", berichtet der
Erfahrungen mit ihren Socken gemacht haben.Jungunternehmer. [id:3751] ist nichts Geringeres
Auf der Suche nach einer zündenden Ge-geplant als die Revolution: "Im Herbst wollen
schäftsidee haben die beiden Berliner gleichwir anthrazitfarbene Socken anbieten."
nach ihrem Studium deswegen "soxinabox"

Berliner Zeitung