Keine halben Sachen |
In der U-Bahn wechsle ich sofort den Platz, |
wenn in der Nähe jemand telefoniert. Nicht, |
dass es ohne Reiz wäre, einer internen geschäft- |
lichen Schurkerei oder einem knisternden Ehe- |
streit beizuwohnen, meine Neugier ist grenzenlos. |
Unerträglich sind nur diese halben Sachen. Man |
hört ihre spitzen Fragen („Und? Durfte die |
Schneider vom Vertrieb auch wieder mit nach |
Köln? Warum war eigentlich auch am Abend das |
Handy ausgestellt?“) und dann geht die Grübelei |
los. War die Schneider nun mit in Köln? Zieht |
sich der Ehemann geschickt aus der Affäre? Ein- |
mal wurde ich Zeuge einer telefonischen Kündi- |
gung. Als es klingelte, erhob sich der junge Mann |
und nahm Haltung an. Es fielen Satzfetzen wie |
„unerklärlich … ein Versehen … nicht wieder- |
holen“ und schließlich entsetzt: „Was soll das |
heißen?“ Die Fahrgäste ließen ihre Zeitungen |
sinken und blickten interessiert auf. Hatte er nun |
eine Kundin um ihr Vermögen gebracht oder nur |
eine Akte falsch abgelegt? War er das Schwein |
oder der andere? Daher ein Appell an die |
Hersteller: Handys brauchen Freisprechanlagen, |
die sich nicht abschalten lassen. |