Background image

terug

gegen den strich geburstet

Gegen den Strich gebürstet

Alternative zur Robbenjagd: „Kämmen statt skalpieren"

 „Oh, ist die niiiedlich!"   
 Was hierzu wahren
 mütterlichen (oder vä-
 terlichen) Gefühlen
 verleitet, ist in Kanada
 Objekt eines alles an-
 dere als liebevollen Ge-
 schäfts: die Robbe.
 
    Einer Viertelmillion
 der Küstenbewohner mit
 den schwarzen Knopfau-
 gen geht es in diesem
5 Frühjahr an den Pelz - so
 viele Tiere hat die kana-
 dische Regierung offiziell
 zur Jagd freigegeben.
 Allerdings nur erwachse-
10 ne und nicht die weißen
 Babies, deren gewaltsa-
 mes Abschlachten in den
 80ern die Gemüter so er-
 regte, daß es schließlich
15 auf internationalen Druck
 hin verboten wurde.
    Trotzdem stießen
 natürlich Ökonomie und benjagd sein könnte. Mit die Geschäftsleute pro stengewässer so ge-
 Ökologie wieder unsanft einer Spezialbürste75 Robbenkind - 800 schröpft, daß sie auf die
20 aneinander: Die Rob- kämmte er den Robben- Gramm benötigt man et- anderthalb Tonnen Fisch,
 benjäger schulterten die babies das dichte Unter- wa für eine Steppdecke,105 die jede der mittlerweile
 Gewehre und zogen ins50 haar aus - und half damit die dann mindestens 750 gut 4.8 Millionen Robben
 Eis, die Tierschützer eigentlich nur der Natur DM kosten wird. jährlich verspeist, nicht
 machten sich daran, die auf die Sprünge. Denn80    Bei Greenpeace setzt verzichten könnten.
25 Öffentlichkeit gegen die die Jungen tauschen den man der Idee allerdings    Zudem habe man in
 Robbenjagd aufzubrin- weißen Pelz sowieso einen ordentlichen Pak-110 Asien einen Absatzmarkt
 gen.55 wenige Tage später ge- ken Mißtrauen entgegen. für Robbenpenisse ge-
    Paul Watson, ehema- gen das kurze graue Fell „Das kann nicht die Lö- funden, die dort als po-
 liger Greenpeacer und der ausgewachsenen85 der sung für das Problem tenzsteigernde Mittelchen
30 Gründer der Organisation Tiere. „Kämmen statt Robbenmord sein, weil verkauft würden. „Ob die
 Sea Shepherd Conser- skalpieren" so bringt nicht bedacht wurde,115 Haare als Ersatzprodukt
 vation Society, wagte60 Watson sein Konzept auf warum geschossen wird", ankommen?" Flothmann
 sich jetzt gedanklich von den Punkt. Deutsche meint Meeresbiologe bezweifelt den optimisti-
 der Seite der Ökologen Unternehmer finden die90 Stefan Flothmann. Der schen deutschen Unter-
35 auf die Seite der Händler: Idee klasse, waren sogar Pelzmarkt, geschweige nehmergeist. Reinhard
 Wovon sollen Robbenjä- selbst bei der Kämmakti- denn Haare, seien schon120 011e von „Origo" läßt sich
 ger eigentlich leben,65 on dabei. Jetzt arbeitet lange nicht mehr aus- nicht beirren: „Mir geht es
 wenn sie nicht jagen der Naturwarenversand schlaggebend. Vielmehr nicht um die Marktlücke,
 dürfen ... ? Origo" zusammen mit95 sei der kanadischen Re- auf die ich möglicherwei-
40    Bei einer dreitägigen einem Bettwarenfabri- gierung an toten Robben se gestoßen bin, sondern
 Expedition probierte er kanten daran, wie man gelegen, weil die keinen125 darum, daß unsere Welt
 an der kanadischen Ost-70 die Haare am besten zu Kabeljau mehr fressen: weniger grausam wird."
 küste erstmals aus, was superleichten Decken Die Fischerei, ein wichti- Jutta Schausten
 langfristig eine Ersatzbe- verarbeiten kann. 150100 ger Wirtschaftszweig in aus: Cocktail
45 schäftigung für die Rob- Gramm Haare rechnen Kanada, habe die Kü-