1 | 1 | | »Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein«, singt Reinhard Mey wer |
| 2 | | kennt die Melodie nicht? Für die Segelflieger sind Wolken freilich Grenzen. »Wir |
| 3 | | fliegen nach Sichtflugregeln«, erklärt Gudrun Emde, »müssen von ihnen Abstand halten |
| 4 | | und dürfen nicht in sie hineinfliegen.« Als Hilfen sind Wolken allerdings willkommen. |
| 5 | | Denn unter ihnen trifft man jene Aufwinde1) (Thermik) an, die Segelflugzeuge benötigen, |
| 6 | | um längere Strecken zurücklegen zu können. |
2 | 7 | | »Grenzenlos« ist die Freiheit, von der Reinhard Mey musikalisch erzählt, natürlich |
| 8 | | auch nicht. Die Regeln der Flugsicherung setzen Einschränkungen, ohne die der |
| 9 | | Luftverkehr zu einem äußerst gefährlichen Unternehmen würde. Der Segelflughafen am |
| 10 | | Grafenberger Wald, auf der Wolfsalp nahe Knittkuhl, liegt in der Kontrollzone des |
| 11 | | Flughafens Lohausen, und deshalb haben Gudrun Emde und ihre Vereinskameraden |
| 12 | | vom Düsseldorfer Aero-Klub zunächst nur die Erlaubnis, sich mit ihren Flugzeugen im |
| 13 | | Umkreis von einem Kilometer zu bewegen. Wer sich ab er über Funk an den Lohausener |
| 14 | | Kontrollturm wendet mit der Bitte, den engen Luftbereich verlassen zu dürfen, kann mit |
| 15 | | einer solchen Freigabe rechnen. Und dann steuern die Luftsegler ihre Maschinen halt |
| 16 | | auch quer über Deutschland. |
3 | 17 | | »Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen.« So heißt es |
| 18 | | weiter bei Reinhard Mey. Ein wenig Angst fliegt dennoch mit, wenn Gudrun Emde ihr |
| 19 | | Flugzeug wieder einmal über Stadt und Land steuert. »Die hat jeder ein bißchen«, sagt |
| 20 | | die 40jährige Düsseldorferin und macht kein Hehl daraus, dass sie etwas Herzklopfen |
| 21 | | verspürt, wenn sie einmal auf einem unbekannten Acker landen muß. Dieser Sport ist |
| 22 | | schließlich auch Abenteuer! Aber eine Befreiung vom Alltag empfindet Gudrun Emde |
| 23 | | viele Meter über dem Boden durchaus - in der »fantastischen Ruhe«, in der man nur das |
| 24 | | leise Zischen des Flugzeugs hört. »Wenn man jedoch an einem Wettbewerb teilnimmt«, |
| 25 | | schränkt Gudrun Emde ein, »dann hat man keine Zeit zu träumen - dann will man die |
| 26 | | Aufgabe, die gestellt worden ist, erfüllen.« |
| | | |
| | | Rheinische Post, 23.7.1983 |