1 | 1 | | Vom kleinen Taschenspiel über Videospiele bis zum Homecomputer hat sich die |
| 2 | | Elektronik im Spielzeuggeschäft einen festen Platz erobert. Nach dem großen Boom vor |
| 3 | | zwei Jahren ist die Nachfrage nach den Spielen nun etwas rückläufig, während die |
| 4 | | Beliebtheit der Homecomputer wächst. |
2 | 5 | | »Der neueste Hit in den USA und für unser Weihnachtsgeschäft sind elektronische |
| 6 | | Autos, die man zu einem Roboter umbauen kann«, berichtet Peter Dorner von der |
| 7 | | Abteilung Einkaufund Marketing einer führenden Spielwaren-Import-Großhandlung in |
| 8 | | Hamburg. »Von den Taschenspielen, die ausschließlich in Japan hergestellt werden, |
| 9 | | haben wir allein in den letzten vier Jahren mehrere 100000 Stück abgesetzt. Inzwischen |
| 10 | | gibt es 60 Varianten.« |
3 | 11 | | Viele Pädagogen stehen der Entwicklung kritisch gegenüber, sie fürchten den |
| 12 | | Verlust von Phantasie und Kreativität sowie die Vereinsamung der Kinder. Verstärkt |
| 13 | | fordern sie den Einsatz von Spielsachen aus natürlichen Materialien. Der Absatz von |
| 14 | | Holzspielzeug und Stofftieren ist übrigens steigend, meldet der Handel. »Der alte |
| 15 | | Teddybär ist nach wie vor ein Renner, doch bevorzugen Kinder heute weiche |
| 16 | | Plüschtiere«, berichtet Bernd Schmelz, Sprecher eines großen deutschen |
| 17 | | Stofftier-Herstellers. |
4 | 18 | | Elektronisches Spielzeug ist nicht billig. Die preisgünstigsten Taschenspiele mit |
| 19 | | kleinem Bildschirm werden infolgedessen am meisten gekauft. Sie sind die |
| 20 | | Weiterentwicklung der althergebrachten Geschicklichkeitsspiele. Versuchte noch der |
| 21 | | Vater in seiner Jugend, eine kleine Kugel durch ein Labyrinth zu schleusen, so läßt der |
| 22 | | Sohn heute per Knopfdruck einen winzigen Affen auf dem Bildschirm herumturnen. |
5 | 23 | | Elektronisches Spielzeug bringt auch Gefahren mit sich. »Zum Großteil sind es |
| 24 | | dieselben Spiele wie in den Spielhöllen. Indirekt werden die Kinder an die gefährlichen |
| 25 | | Killer-Automaten herangeführt«, fürchtet Dr. Krause vom Bochumer Jugendamt. »In |
| 26 | | städtischen Einrichtungen lehnen wir diese Art von Spielzeug darum ab. Sie regt nicht |
| 27 | | zum Zusammenspiel an.« Klingenberg, der Leiter des Jugendfreizeithauses |
| 28 | | Bochum-Steinkuhl, stellt fest: »Wenn man die Geräte anschaffen würde, würden sie |
| 29 | | bestimmt auch benützt, aber gewünscht hat sie sich noch niemand.« |
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| | | Ruhr-Nachrichten, 21.9.1984 |