Spiel mir das Lied vom | mit 200 DM heim. Zwei Tage | fung zum Krankenpfleger ver- | ||||||||
GELD | später war er wieder da. | semmelt hatte, die Freunde | ||||||||
Martin und die Automaten | "Anfangs habe ich nie | 85 | sich von ihm distanzierten, | |||||||
Sie blinken, schlucken ei- | mehr als 50 DM mitgehabt", | kohlemäßig überhaupt nichts | ||||||||
merweise Geld, und | 40 | erzählt Martin. Er spielte im- | mehr zu reißen war und der | |||||||
manchmal klingeln ein paar | mer am selben Automaten, | Vater drohte, ihn rauszu- | ||||||||
Münzen im Schacht. "Multi | testete, ob man ihn beeinflus- | schmeißen, versuchte Martin, | ||||||||
Multi L" und" Jacky Plus" | sen kann. "Ich habe mich wie | 90 | zu mindest äußerlich die Kurve | |||||||
heißen die Automaten, die | ein Schneekönig gefreut, | zu kriegen. Seine Mutter gab | ||||||||
für Martin die besten Freun- | 45 | wenn ich gewonnen hab'." | ihm abgezähltes Geld, dessen | |||||||
de waren. | Nach einem halben Jahr ge- | Verwendung er mit Quittun- | ||||||||
hörte der tägliche Spielhallen- | gen belegen mußte. Aber das | |||||||||
Martin (Name geändert) ist 22 | besuch zum Pflichtprogramm, | 95 | nützte nichts: "Um an Geld zu | |||||||
Jahre alt, kommt aus Keve- | die Einsätze stiegen. Er ver- | kommen, habe ich die Münz- | ||||||||
laer, arbeitet als Krankenpfle- | 50 | zockte alle Ersparnisse, kam | sammlung meines Bruders | |||||||
ger und ist spielsüchtig. Seit | trotz Nebenjobs mit seinem | verscheuert", erzählt Martin." | ||||||||
5 | drei Jahren sagt er jeden | Geld nicht hin. "Ich hab' im- | Irgendwann habe ich den | |||||||
Montag in der Selbsthilfe- | mer darauf geachtet, daß ich | 100 | Bezug zum Geld verloren, | |||||||
gruppe: "Ich bin Spieler." | genug zum Spielen habe, auf | wußte nicht mehr, was 50 | ||||||||
Manchmal fügt er hinzu:" Und | 55 | alles andere habe ich verzich- | oder 500 Mark bedeuten. Es | |||||||
letzte Woche bin ich rückfällig | tet." Martin lieh sich Geld bei | ging auch nicht mehr ums | ||||||||
10 | geworden." | Eltern, Freunden, wurde mit | Gewinnen, nur noch um die | |||||||
Täglich nimmt er sich | seinen Ausreden immer erfin- | 105 | Beruhigung." | |||||||
vor, die nächsten 24 Stunden | derischer. Zu der Zeit, mit | Martin steckte in einem | ||||||||
nicht zu spielen, meistens | 60 | knapp 19 Jahren, verzockte er | Teufelskreis - zum Spielen | |||||||
klappt's, manchmal eben | im Schnitt 2 500 DM im Mo- | brauchte er Geld, dafür streß- | ||||||||
15 | nicht. Als Spieler kann man | nat. Wenn er völlig pleite war, | te er seine Familie, und um ih- | |||||||
nicht nur andere "kräftig be- | ging er zum Zugucken in die | 110 | ren Fragen zu entkommen, | |||||||
scheißen", sondern auch sich | Automatenhallen. | ging er wieder spielen. Wenn | ||||||||
selbst, weiß Martin. Er will | 65 | Spielen war zur Ent- | Martin sich heute abreagieren | |||||||
nicht Herr über sein eigenes | spannung geworden. Um sei- | will, fährt er durch die Ge- | ||||||||
20 | Geld sein, "ich weiß, ich wür- | nen Freundeskreis, um Prü- | gend, zu Freunden, hört Mu- | |||||||
de wieder spielen gehen." Ir- | fungen kümmerte Martin sich | 115 | sik. Hätte er Geld, wäre die | |||||||
gendwann wird er die Ent- | längst nicht mehr. Seine Mut- | Gefahr groß. | ||||||||
mündigung nicht mehr brau- | 70 | ter wollte ihm helfen, gab ihm | Mit 19 sah Martin kei- | |||||||
chen, wird er einschätzen | Geld, um Schulden bei Freun- | nen Ausweg mehr: "Entweder | ||||||||
25 | können, wann es besser ist, | den zurückzahlen zu können. | ich mach' was, oder ich mach' | |||||||
das Geld zu Hause zu lassen. | "Aber die Kohle bekam nicht | 120 | gar nichts mehr", schildert er | |||||||
Bis dahin hat er jeden Montag | Freund Stefan, sondern | seine Selbstmordgedanken. | ||||||||
eine Verabredung. | 75 | Freund Spielautomat", so | Zum Glück war eine Bera- | |||||||
Mit 17 war Martin zum | Martin. Die Mutter schickte | tungsstelle nahe der Spielhal- | ||||||||
30 | ersten Mal in einer Spielhalle, | ihn zum Hausarzt, der ihn in | le. | |||||||
aus Neugierde, mit Freunden. | seiner Hilflosigkeit an einen | |||||||||
Die Atmosphäre, Ledersessel, | Psychotherapeuten überwies. | Annette Kalscheur | ||||||||
Getränke zur Begrüßung - all | 80 | "Aber auf Druck von außen | aus: Cocktail | |||||||
das beeindruckte ihn. Und er | geht gar nichts", weiß Martin. | |||||||||
35 | gewann, riskierte 50 DM, ging | Nachdem er die Prü- |
Hier gibt?s Hilfe:ginko (speziell für Jugendlicheund junge Erwachsene) in Mül- heim, 0208 / 3 20 29; Suchtbe- ratung Kleve, 02832 / 41 98; Gesundheitsamt Essen, 0201 / 88 53 306; Caritas Neuss, 02131 / 88 9170; Suchtberatungsstellen des Cari- tasverbandes in Olpe, 02761 / 92 93 70; in Brilon 029611 30 53. Anschriften von Spieler- Selbsthilfegruppen gibt es über". Anonyme Spieler Deutschland" 040 / 2 09 90 09. Weitere In- formationen hat der Bundesweite Arbeitskreis Glücksspielsucht, 05221 / 59 98 50. |