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Kyoko Date

Kyoko Date

 Sie ist schlank, hat kurze schwarze    
 Haare, dunkle Augen, lange Beine und 
 ein Faible für Jungs mit Ohrring. Sie hält 
 strikte Diät und trainiert im Box-Studio, was 
5 bei Japans jungen Frauen gerade schwer in 
 Mode ist. Sie tanzt, liest Comics, mag 
 Kaugummi und trägt - wie 85 Prozent der 
 japanischen Oberschülerinnen - eine 
 Einwegkamera in ihrer Handtasche. Im Land 
10 der aufgehenden Sonne und der 
 untergehenden Traditionen ist die 16jährige 
 auf dem besten Weg, all das zu werden, 
 wovon ein Teenager heute träumt: Super- 
 Model, Disco-Star, Schwarm aller Jungen. So 
15 richtig freuen kann sich Kyoko Date über 
 ihre Popularität trotzdem nicht. Denn in 
 Wahrheit gibt es sie gar nicht. Das Mädchen, 
 dem Japans Jugend nacheifert, wurde am 
 Computerbildschirm geboren. Sie kam, wenn 
20 man so will, virtuell zur Welt, durch 
 kybernetische Befruchtung: Kyokos Eltern 
 heißen HoriPro (eine Model-Agentur, die für 
 die Geburt des Cybergirls umgerechnet 1,4 
 Millionen Mark ausgab) und VSL (eine 
25 Softwarefirma). Noch kann die lebensechte 
 Digital-Schönheit zwar nicht richtig sprechen 
 die Mundbewegungen sind noch ein wenig 
 unkoordiniert -, aber längst stehen die 
 Firmen Schlange, die Kyoko für ihre 
30 Produkte werben lassen wollen. Noch in 
 diesem Monat soll außerdem ihre erste CD 
 auf dem Markt sein. Eine Disco-Nummer. Da 
 stört es nicht, wenn Kyokos Stimme ein noch Probleme. »Kyoko Date muß nicht nur
 wenig künstlich klingt: »Die meisten jungen sprechen lernen, sondern auch denken -
35 Pop-Idole lassen ihre Stimme elektronisch damit sie widersprechen kann«, rät eine
 verändern«, sagt Yoshitaka Osawa, ihr45 Mitarbeiterin im Frauenforum Yokohama.
 Manager, »also kann ein Computer diesen Ein frommer Wunsch. Denn ausgerechnet
 Job auch gleich selbst machen.« dafür hat man(n) sie ja nicht erfunden.
 Zukunftsmusik, sozusagen. Japans Jugend 
40 jedenfalls fährt voll drauf ab. Nur die aus: Brigitte
 Frauenbewegung hat mit dem Byte-Model