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Mit dem Rummel auf Reisen

 
„Labern gehört einfach dazu" Markus lockt mit markigen Sprüchen Fahrgäste an.

Mit dem Rummel auf Reisen

Für Markus Janers ist jeden Tag Kirmes 		       Ein böses Erwachen hat es
  nicht gegeben, auch „wenn ich nach
  dem ersten Abbau auf allen vieren
 65 ins Bett gekrochen bin " . Im Gegen-
  teil: Die Kirmes ist für Markus das
  Absolute - dafür nimmt er so manche
  Unannehmlichkeit gerne in
  Kauf.
 70    An die ungewöhnlichen Arbeits-
  zeiten hatte er sich schon als Kellner
  gewöhnt. Wochenende, Feiertage?
  Fehlanzeige! Wenn normale
  Menschen ihre Freizeit genießen,
 75 beginnt für Markus der Streß: Fahr-
  scheine verkaufen, Kunden anlok-
  ken, Sicherheitsbügel schließen-
  täglich von 14 Uhr bis weit nach
  Mitternacht. Ist das letzte Licht erlo-
 80 schen, muß das 2,5 Mio Mark teure
  Stahlungetüm abgebaut, in der
  nächsten Stadt wieder montiert und
  in Fahrbereitschaft versetzt werden.
  Manchmal in Rekordzeit, der Terminkalender
 85 des Schaustellers ist
  von Februar bis November vollge-
  stopft. „Das kann mit der Zeit ziem-
  lich monoton werden. Doch die
 
Markus ist ziemlich genervt.
Da sitzt er hinter dem Mikro-
phon und redet sich den
Mund fusselig, um Fahrgäste
anzulocken, doch die Leute
lassen sich von seinen marki-
gen Worten nicht beeindruk-
ken. Sie werfen nur einen kur-
zen Blick auf den Jermina-
tor" und schlendern achtlos
vorüber.
25 gab sein Taschengeld am liebsten Kirmes ist alles andere als Skla-
  rasend schnell aus - auf solchen90 venarbeit" , versichert Markus.
  Fahrgeschäften, die entweder eine    Obwohl seine Unterkunft auf
  unfreiwillige Magenspülung oder ein den ersten Blick stark an ein Straflager
  Schleudertrauma verursachen. Die erinnert. Gerade einmal 2,50
 30 Sause allein reichte Markus nicht. Meter im Quadrat mißt Markus ` Privatsphäre
  Schon als Dreikäsehoch schaute95 und bietet dennoch Platz
  hinter die bunte Glitzerwelt und für Bett, Schrank, Kühlschrank,
  nahm die Technik unter die Lupe. Waschmaschine, Stereoanlage und
     Markus: „Ich bin zur Kirmes ge- Fernseher. Markus: „Meine Wohnung
 35 kommen, wenn noch gar nicht ge- in Düsseldorf habe ich aufgegeben.
  öffnet war. Dann hab ` ich die100 Im Winter habe ich ein
  Schausteller angequatscht und mir Zimmer bei meinem Vater in Dort-
    Das war vor vier Jahren alles zeigen lassen." mund." Allerdings sind auch die Ta-
 noch völlig anders.    Mit dieser Unbekümmertheit ge im Kabuff fast gezählt. Im näch-
 Damals feierte das40 tauchte er vor drei Jahren während sten Jahr investiert Markus, der
 High-Tech-Karussell der Rheinwiesen in Düsseldorf bei105 mittlerweile rechte Hand des Chefs
5 Premiere, und die hal- Patrick Arens, dem Besitzer des ist, seinen ansehnlichen Verdienst
 be Kirmeswelt stand Schlange, um Terminators, auf und fragte nach in einen sieben Meter langen
 sich von dem furchteinflößenden einem Job - am nächsten Tag stand Wohnwagen.
 Fahrgeschäft durchrütteln zu las-45 er an der Gondel und sammelte    Dann erst will er sich nach einer
 sen. Auch Markus Janers gehörte Karten ein.110 Freundin umschauen. In Sachen
10 zu den Wagemutigen.    Dabei war „die Reise" - so heißt Liebe ist der Kirmessüchtige
    Aus dem einmaligen Spaß von das Schaustellergeschäft in der altmodisch. "Als Mann muß ich schon et-
 einst ist alltäglicher Ernst geworden. Szene - durchaus nicht die letzte was bieten können. " Aber er ver-
 Der 24jährige reist seit drei Jahren50 Chance für Markus. Nach der Real langt auch Gegenleistungen: Seine
 mit dem „Terminator" kreuz und schule hätte er locker bis zum Abi115 Freundin muß die Kirmes mögen.
15 quer durch die Republik und ver- durchstarten können, doch „zehn    Damit ist nicht der gemütliche
 dient bei der Kirmesattraktion sein Jahre Schule haben mir gereicht. Bummel über den Rummel gemeint.
 Geld. Seinen Job reiht Markus in Das konnte ich mir nicht mehr ge - Markus: „Den habe ich schon lange
 die Kategorie „erfüllter Kind-55 ben. " Stattdessen ließ sich der un- nicht mehr gemacht. Ich seh ` die
 heitstraum" ein. ruhige Geist zum Restaurant-120 Kirmes ja jeden Tag."
20    „Ich bin seit frühester Kindheit Fachmann ausbilden, doch auch 
 ein unglaublicher Kirmesnarr" , verrät die Kellnerei entsprach lange nicht 
 der gebürtige Dortmunder. Aller- Markus` Traum von einem Beruf. Tobias Bolsmann
 dings waren ihm Kettenflieger oder60 Den hat er erst auf der Kirmes ge- aus: Cocktail
 Ponyreiten viel zu lahm. Markus funden.