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Berlinerin

Eine, die auf Bestellung „Verzeih mir“ sagt
Berlinerin gründet erste Versöhnungs-Agentur

 Man kann fast alles kaufen:
 Autos, Häuser und auch
 geistige Güter. Versöhnung
 zum Beispiel. Adelheid
 Schneider hat in Berlin die
 erste Versöhnungs-Agentur
 Deutschlands gegründet.
 
    „Viele Leute schaffen es ein-
 fach nicht, nach einem Streit
 den ersten Schritt zu machen.
 Denen helfe ich“, sagt die
5 57jährige. Die Idee, hoffnungs-
 losen Streithähnen zur Seite zu
 stehen, kam der gelernten me-
 dizinisch- technischen Assisten-
 tin mitten in der Nacht. „Ich war
10 schon immer Ansprechpartne-
 rin für die Probleme von Ver-
 wandten und Freunden“, sagt
 sie. „Und ich habe dafür ein
 Gefühl.“ Aus dieser Gabe be-
15 schloss sie, einen Job zu ma-
 chen.
    Als Medium Nummer eins hat
 sich Schneider das Telefon
 ausgesucht. Wer anruft, dem
20 hört sie erstmal kostenlos zu.
 „Manchmal dauert das schon
 zwei Stunden.“ Weitere Hilfe
 kostet pauschal € 60. Dafür ruft
 Schneider den Streitgegner an,
25 schreibt ihm einen Brief, arran-
 giert Treffen oder Besuche.
    Die Ahnungslosen, die plötz-
 lich von der Agentur „Verzeih
 mir“ angerufen werden, reagie-
30 ren manchmal ruppig1). „Es
 kommt schon mal vor, dass ei-
 ner den Hörer aufknallt.“ Aber
 wenn sie hören, wie schwer es
 dem Partner, dem Kollegen
35 oder der Tochter fallen würde,
 sich selbst zu melden, dann
 sind sie meist beruhigt
Sie hatte schon
immer eine feine
Gabe, mit Proble-
men anderer fertig
zu werden. Jetzt hat
Adelheid Schneider
aus Berlin die erste
Versöhnungsagen-
tur Deutschlands
gegründet. Anruf
genügt, und schon
nimmt sie Kontakt
auf zu stinksauren
Ex-Männern, zicki-
gen Kollegen
oder beleidigten
Müttern.
Foto: dpa
    Erfolg konnte sie bei einem    Kindern nicht. „Ich verlasse
 Mann verbuchen, der sich mit mich lieber auf meine Intuition
40 seiner Mutter versöhnen wollte. und den gesunden Menschen-
 „Er war alkoholkrank bei seiner verstand.“ Trotzdem sieht sie
 Mutter eingezogen, hatte sie60 auch die Grenzen, zum Bei-
 tyrannisiert und misshandelt. spiel bei einer Frau, die mit
 Die Frau warf ihn raus. Inzwi- Selbstmord drohte und seiten-
45 schen hatte er sich gefangen - lange Faxe schickte. „Der habe
 nur der Krach mit der Mutter ich Adressen vom Frauenhaus
 drückte ihn.“65 und Psychologen vermittelt.“
    Adelheid Schneider arran-    Dass sie sich bezahlen lässt,
 gierte'ein Treffen. „Vorher hab findet Adelheid Schneider völ-
50 ich dem Sohn schnell einen lig in Ordnung. Leben kann sie
 kleinen Blumenstrauß in die ohnehin nicht davon. „Oft
 Hand gedrückt.“ Die beiden fie-70 schaffe ich es überhaupt nicht,
 len sich in die Arme. Geld zu verlangen.“
    Eine psychologische Ausbil- 
55 dung hat die Mutter von zwei nach: dpa

noot 1: ruppig = lomp, onbeschoft