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Trierische Volksfreund


 

Alles andere als Pfeifen

 Der 19-jährige Patrick Grewis aus Speicher leitet regelmäßig Fußball-Spiele - Selbst-
 bewusstsein ist gefordert
 
 Sonntagnachmittag. Fußballspieler brüllen über den Sportplatz, Trainer toben am Spielfeldrand,
 Fans schreien von der Tribüne aus auf den Rasen. Die eigene Mannschaft hat wieder
 verloren und Schuld daran ist natürlich der Schiedsrichter. Diese Situation gehört heutzutage
 zum Alltag auf den Sportplätzen in Deutschland.
 
5 Trotz allem finden sich immer wieder Sportler, die sich mit verärgerten Spielern und Fans
 herumquälen. Einer der 80 000 deutschen Unparteiischen ist der 19-jährige Patrick Grewis
 aus Speicher. Mit 16 Jahren hat er begonnen, Spiele zu pfeifen. Fußball hat ihm schon immer
 Freude bereitet: „Leider war ich nicht talentiert genug, um den großen Durchbruch in der
 Mannschaft zu schaffen“.
 
10 Inspiriert durch das Fernsehen und die Erkenntnis, dass man als Schiedsrichter weit nach
 oben kommen kann, meldete er sich zur nächsten Schiedsrichter-Ausbildung an. Nach zwei
 Tagen Einführung in die Fußballregeln stand zum Abschluss der Prüfung ein Regeltest. Den
 hatte Patrick sofort bestanden und schon bald flatterte die erste Ansetzung für eine Spiel-
 leitung in den Briefkasten. Nun musste noch das Schiri¹ -Dress besorgt werden, das in der Re-
15 gel die Vereine bezahlen, für die man pfeift. Und dann war Patrick für den ersten Einsatz be-
 reit.
 
 „Auf dem Platz gibt es immer Leute, die Ärger suchen. Genügend Selbstbewusstsein und
 Durchsetzungsvermögen sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Spielleitung. Aber
 auch wenn man es noch so sehr versucht - allen recht machen kann man es nie. Und ohne
20 regelmäßiges Training läuft nichts. Bei Leistungsprüfungen gilt es schließlich zu beweisen,
 dass der Schiri konditionell auf der Höhe ist. Außerdem werden Regelkenntnisse abgefragt.
 Wer hier gut abschneidet, steigt in eine höhere Spielklasse auf. So wie Patrick: Er hat in jeder
 Saison bisher eine Stufe auf der Karriereleiter erklommen.“
 
 Das Schiri-Leben kann aber auch hart sein: Bei mehreren Spielen am Wochenende meckert
25 schon mal die Freundin. Aber als kleine Entschädigung gibt es Spesen und Kilometergeld.
 Und mit dem kann man die Freundin dann wieder bis zum nächsten Wochenende besänfti-
 gen, indem man sie zum Essen einlädt.
 
 Neben dieser finanziellen Entschädigung kann man hier aber auch noch viel Wichtigeres er-
 lernen: „Die Schiedsrichter-Tätigkeit bringt einen im Leben weiter. Hier macht man eine Per-
30 sönlichkeitsentwicklung mit, die einem auch im Beruf weiterhilft.“ Zudem ist die Tätigkeit ein
 sportlicher Ausgleich zum Schul- und zum Berufsalltag.
 
 nach: http://www.intrinet.de/20010728/ju425672.htm

noot 1: Schiri = afkorting voor „Schiedsrichter“