Früher hat Christoph Autos repariert, heute rast er im Rettungswagen oder im Löschzug raus, wenn es kracht und brennt. Retten, nicht redenIn Christophs Beruf kann | ||||||||||
28 Jahre ist er alt, ganz ge- | 25 | Der Kampf um Leben und Tod, | Kurve gekriegt. Bedanken konnte | |||||||
sund und mittelmäßig mun- | wie ihn Christoph oft führt, folgt ei- | sich der Mann erst beim Wiederse- | ||||||||
ter. Oma und Opa hat er auch | nem antrainierten Ablauf. Blutun- | 60 | hen. | |||||||
noch, denen geht es gut. | gen stillen, Druckmassage, Beat- | „Was einen unheimlich lange | ||||||||
Wenn Christoph Sommer Kfz- | mung ... Und wenn alle Überle- | bewegt“, sagt der Feuerwehrmann, | ||||||||
Mechaniker geblieben wäre, | 30 | bens-Techniken versagen, wie hö- | „sind Einsätze mit Kindern.“ Einmal | |||||||
hätten wir nie im Leben übers | ren sich letzte Worte an? Wer so- | wurde er gerufen, weil sich zwei li- | ||||||||
Sterben gesprochen. | was fragt, hat zuviele Filme gese- | 65 | banesische Geschwister mit Hüh- | |||||||
hen und zuwenig echte Ernstfälle. | nersuppe verbrüht hatten. „Wie die | |||||||||
Christoph repariert aber | „Mit mir“, antwortet Christoph näm- | geschrien haben, und wie die aus- | ||||||||
kaum noch Autos, er rettet | 35 | lich, „hat noch nie ein Sterbender | gesehen haben ... Ich verdränge ja | |||||||
jetzt Menschen. So gut er | gesprochen.“ | viel, aber das werde ich nie ver- | ||||||||
kann. Seit 1992 ist er | Jungen Feuerwehrleuten wird | 70 | gessen.“ Auf dem Rückweg zur | |||||||
5 | Feuerwehrmann: einer von on 20 auf | beigebracht, wie man schwindelfrei | Wache haben Christoph und sein | |||||||
der Wache in Essen-Borbeck. „Da, | auf eine 30 Meter lange Leiter klet- | Kollege kein Wort gesprochen. Die | ||||||||
wo alle rauslaufen“, zitiert Chris- | 40 | tert. Aber wie man dem Tod am | Kinder sind noch am selben Abend | |||||||
toph einen Kollegen, „da gehen wir | besten entgegentritt, das müssen | gestorben. | ||||||||
rein.“ Und da, wo alle gaffen oder | sie selber herausfinden. Christoph | 75 | Sein eigener Tod dagegen ist | |||||||
10 | geschockt sind, da rast er hin. | setzt sich nie zu den Kranken aufs | für Christoph kein Thema. Er fährt | |||||||
Zum Rettungsassistenten hat | Bett, „auch wenn das sauber aus- | furchtlos Motorrad und fliegt genau | ||||||||
sich Christoph ausbilden lassen - | 45 | sieht. Denn schließlich trage ich | heute zum vierten Mal nach Ägyp- | |||||||
den größten Teil seiner Arbeitszeit | 24 Stunden lang dieselben Klamot | ten. Das ist das superbeste Land, | ||||||||
ist er nicht mit Brandschutz be- | ten.“ | 80 | da zu tauchen im Roten Meer ... | |||||||
15 | schäftigt, sondern auf dem Kran- | Einiges bleibt trotzdem in den | Man hört jede Menge von Anschlä- | |||||||
kenwagen. Eine Schicht dauert 24 | Kleidern hängen. Das kann sogar | gen dort. Aber ich habe noch nie | ||||||||
Stunden, zehn- bis 15mal werden | 50 | schön sein, wie die Sache mit dem | gedacht, daß es mich treffen könn- | |||||||
die Wagen gerufen. | beinamputierten Mann. Den sollte | te.“ | ||||||||
Wenn sie Pech haben, kommen | Christoph zur Reha-Klinik fahren, | 85 | Wahrscheinlich ist das die Ein- | |||||||
20 | die Retter zu spät. Dann ist ein | und der kam ihm so bekannt vor. | stellung, mit der man auch durch | |||||||
Verkehrsunfall schon tödlich aus | Im Gespräch ergab sich: Ein paar | brennende Keller kriechen kann. | ||||||||
gegangen. Wenn sie Glück haben, | 55 | Monate vorher, nach einem schlim- | ||||||||
können die Retter den Tod abhän- | men Motorradunfall, hatte er mit | Annette Lehmann | ||||||||
gen. | Christophs Hilfe gerade noch die | aus: Cocktail |