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RADLERFALLE VENLOER STRASSE



RADLERFALLE VENLOER STRASSE

    Tatort Hans-Böckler-Platz, Freitagmittag, 12 Uhr. Rentner Alfons Beier fährt
 auf seinem Fahrrad bei Rot über die Ampel an der Kreuzung Venloer/Ludolf-
 Straße. Ein paar Meter weiter stellt sich ihm Kommissar Frank Kortum in den
 Weg: „Die anderen drei Radfahrer haben an der Ampel gehalten. Sie sind als
5 Einziger weitergefahren.“ Beier: „Und wissen Sie warum? Die anderen haben
 Sie rechtzeitig gesehen, ich leider nicht.“
 25 Euro muss der Senior bezahlen. Er versucht zu handeln. „25 Euro? Ich kriege
 gerade mal 900 Euro Rente. Können Sie das nicht billiger machen?“ Kortum
 antwortet: „Eigentlich bekommen Sie eine Geldstrafe von 62 Euro.“ Alfons Beier
10 reagiert: „Ihr Auftrag ist es, Straftaten aufzuklären, nicht sich hinter der
 Säule zu verstecken und abzukassieren.“ Polizeipräsident Klaus Steffenhagen
 kennt diese Aussagen und Schimpftiraden nur allzu gut. Doch er lässt den
 Vorwurf nicht gelten. Er will Köln bis 2010 zur 23 Millionenstadt machen.
 „Wir wollen Menschenleben retten und die Zahl der Verletzten senken. Dazu
15 müssen wir diese Maßnahmen durchführen.“
    Nirgends in der Stadt sind letztes Jahr so viele Radfahrer verunglückt wie
 auf der Venloer Straße. Bei Unfällen mit Radlern wurden 37 Menschen verletzt.
 Meistens, weil die Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung unterwegs waren oder
 durch Rot gefahren sind. Deshalb ist die Polizei täglich auf der Venloer Straße
20 im Einsatz und kontrolliert Radfahrer.
    „Man muss den Leuten ans Portemonnaie gehen. Anders geht es nicht“,
 findet auch Erich Koprowski vom Deutschen Fahrrad-Club Köln. „Wer gegen die
 Vorschriften verstößt, gefährdet Menschenleben. Aber es gibt Ampeln in Köln,
 die sehr blöd geschaltet sind. Es grenzt an Freiheitsberaubung wenn man da
25 anhalten muss. Die Venloer Straße ist auch die Straße in der Stadt, die am
 schlechtesten für Radfahrer geeignet ist. Die Radwege sind viel zu schmal und
 Konflikte mit Fußgängern sind logisch.“ Koprowski meint: „Am besten ist es,
 dass man den Fußgängern den Radweg als Gehsteig zurückgibt. Und man
 richtet dann eine Radspur auf der Fahrbahn ein.“
30    Vor der Polizeiwache auf der Venloer Straße fischen Kommissar Kortum und
 seine Kollegen an diesem Freitag mehrere Radfahrer aus dem Verkehr, die den
 Radweg in falscher Richtung benutzt haben. Das kostet 15 Euro. Der
 Kommissar ist von den Kontrollen überzeugt: „Als wir vor einem Jahr damit
 anfingen, haben wir viele Radfahrer verwarnt. Jetzt sind es schon viel weniger.
35 Das spricht sich offenbar rum.“ Und genau darauf setzt Polizeipräsident
 Steffenhagen: „Langfristig wollen wir durch die Kontrollen ein Umdenken
 bewirken.“
 
 Nach: Westdeutsche Zeitung
Nach: Westdeutsche Zeitung