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Am Anfang gibt es blaue Flecken

Am Anfang gibt es blaue Flecken

(1) Jungs, die gerne tanzen? Gibt es das?
Klar. Denn hier geht es nicht um eine Tanzschule, sondern um Breakdance.
Genau genommen also um Hochleistungssport.
„Die ersten Tricks kann man nach einem Monat“, sagt Arnold (16), der mit seinen Freunden eine eigene Gruppe gründen will. Dafür trainieren die Jungen zu Hause, auf dem Schulhof oder im Jugendzentrum, wo Trainer Chris den Neulingen einmal in der Woche auf die Sprünge hilft.
(2) Im Ghettoblaster wummern die Bässe, einer nach dem anderen wagt sich in die Mitte und zeigt, was er drauf hat. Erst ein paar schnelle, rhythmische Schritte, dann wirbeln die Beine durch die Luft.
Handstand, wilde Kreisel auf dem Kopf, auf dem Rücken, den Schultern, waghalsige Überschläge. Das ist natürlich schon die höhere Schule. „Man beginnt mit Steps, den Grundschritten“, erklärt Georgi (16), „später kommen die Luftbewegungen.“ Die Tanzschritte gehören immer dazu, als Überleitung zu den akrobatischen Bewegungen (Moves) und Tricks: „Man geht nicht einfach in die Mitte und legt los!“
(3) Georgi, Arnold und die anderen hat der Ehrgeiz gepackt, nachdem sie die älteren Breaker, „eine richtige Tanzgruppe“, gesehen hatten: „Das wollten wir auch können!“ Es ist sicher nicht jedermanns Sache, die Flips, Floats und Spins, mit denen ein Breaker Punkte macht, zu lernen. „Man braucht Kraft, Geschicklichkeit, Körperkontrolle, Rhythmusgefühl“, zählt Emre (17) auf.
„Und vor allem Ausdauer!“, ergänzt der 17- jährige Dani. Trainer Chris lacht. „Das kommt alles nach und nach. Es gibt
niemanden, der das alles von vornherein mitbringt.“ Ängstliche Naturen haben allerdings von vornherein schlechte Karten.
„Wenn man einen Salto oder Flickflack macht“, sagt Chris, „muss man sich schon was trauen!“ Der Trainer leistet zwar Hilfestellung, trotzdem gehen die ersten Versuche selten ohne Bruchlandungen ab.
Überhaupt müssen Neulinge einiges aushalten können: „Am Anfang holt man sich garantiert blaue Flecken, wenn man die Drehung auf dem Schulterblatt macht.“
(4) Die älteren Breaker mögen so viel Interesse nicht. „Jetzt ist es Mode, auf einmal wollen alle breaken, und genauso schnell hören sie wieder auf“, kritisiert Emre. Klar, wenn das eigene Ding plötzlich zum Massensport wird, hört der Spaß auf.
Nach: Bravo