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Endlich Held

Endlich Held

Der deutsche Basketballspieler Dirk Nowitzki, zeigt den USA, dass man auch bescheiden triumphieren kann

(1) Amerikaner lieben es, in Worten des Krieges über Sport zu sprechen. Wenn beim Basketball zum Beispiel ein Spieler besonders gut trifft, nennen sie ihn einen „Killer“. Dirk Nowitzki spielt wie ein Killer. Er hat unmögliche Würfe abgefeuert in der Finalserie gegen Miami Heat, und er hat getroffen. Obwohl zwei, drei Gegner an ihm zerrten und nur noch Sekunden zu spielen waren.

(2) Dirk Nowitzki, geboren in Würzburg, spielt seit 13 Jahren für die Dallas Mavericks. Dort ist er der Go-to-guy. Das klingt vielleicht wenig spannend, aber ein größeres Kompliment kann eine Mannschaft einem Spieler nicht machen. Ein Go-toguy ist im Basketball der Kerl, zu dem die Mitspieler gehen, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Sie legen den Ball in seine Hände, oft genug das ganze Spiel, manchmal auch ihr Schicksal.

(3) Nowitzki kann auf allen Positionen spielen, er prügelt sich unter dem Korb, er verteilt den Ball wie ein kleiner, flinker Aufbauspieler. Und er liefert Punkte, wenn niemand sonst mehr trifft. Er springt, lässt sich in der Luft zurückfallen, und kurz bevor er das Gleichgewicht verliert, wirft er. Ein Schuss, nicht zu verteidigen. Nowitzkis Wurf.

(4) Vor fünf Jahren stand Nowitzki schon einmal im Finale. Damals verlor er mit seinem Team. Er bekam viel Kritik. Die Zeitungen dachten sich einen Schimpfnamen für ihn aus: „No-win-ski“, der Verlierer. Nowitzki hat das getroffen, aber er stellte sein Spiel nicht um. Keine Showeffekte, keine harten Fouls, keine Sprüche. Er behielt die Geduld. Dreizehn Jahre in Amerika hat Nowitzki gebraucht, um ein großer Sportheld zu werden. Andere deutsche Sportler mögen legendär, unschlagbar charmant oder uneinholbar erfolgreich sein. In einer Wertung allerdings führt Dirk Nowitzki: als bescheidenster Held.
   naar: Stern, nr. 25, 2011