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Der Wecker klingelt …

Der Wecker klingelt …

… Viertel nach fünf morgens. Und das in den Sommerferien! Es sind zwar Ferien, aber ich habe einen Ferienjob. Zwei Wochen soll ich auf einer Baustelle helfen.

(1) Mein Vater hat mir den Job besorgt, weil meine Eltern meinen, dass es nicht schadet, wenn ich ein wenig eigenes Geld verdiene. Sie hatten mich vor die Wahl gestellt: Entweder ich suche mir selbst einen Ferienjob, oder ich gehe mit meinem Vater auf den Bau. Und da ich mich selbst nicht wirklich um eine andere Stelle bemüht habe, ist jetzt eben Möglichkeit zwei eingetreten: Zwei Wochen Baustelle.

(2) Nach dem Frühstück fahre ich mit meinem Vater auf die Baustelle. Dort heißt es anpacken! Material durch die Gegend schleppen, die Betonpumpe an den richtigen Platz schieben, Stahlträger mit aufstellen. Alles gerade nicht wahnsinnig anspruchsvoll, aber körperlich ziemlich schwer. Das geht echt auf die Kraft und auf die Ausdauer. Wenn man normalerweise jeden Tag in der Schule sitzt, ist man so viel körperliche Arbeit einfach nicht gewohnt.

(3) Gegen halb zwölf machen wir Mittagspause. Ich setze mich zu den anderen Bauarbeitern und unterhalte mich gemütlich mit ihnen. Nachmittags geht’s weiter — im Grunde immer wieder mit den gleichen Arbeiten. Langweilig ist es trotzdem nicht. Es gibt nämlich auch Baustellen-Highlights: Zum Beispiel den Moment, als eine 15 Tonnen schwere Stahltreppe angeliefert wird und richtig hingesetzt werden muss. Da dabei zu sein, ist echt spannend. 11 mit dem Wetter habe ich Glück: In den zwei Wochen, die ich da bin, scheint die ganze Zeit die Sonne.

(4) Und dann verdiene ich dabei natürlich auch noch Geld: Neun Euro bekomme ich pro Stunde. In den zwei Wochen kommt da schon einiges zusammen. Ich bereue kein bisschen, dass mich meine Eltern zur Ferienarbeit gezwungen haben. Es tut gut, nach diesen zwei Wochen zum ersten Mal einen ganzen Haufen selbst verdientes Geld zu haben. Was ich mit dem Geld anfangen will, hatte ich mir vorher gar nicht überlegt. Aber beim stolzen Anblick auf den Kontostand fällt mir sofort etwas ein: Ich kaufe mir einen Laptop. Und im nächsten Jahr werde ich in den Sommerferien wieder zwei Wochen jobben.

naar: Der Wecker klingelt, www.x-mag.de, september/oktober 2010