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Ganz tief unten

Ganz tief unten

Greg Stemm gehört zu den mehr als hundert
Unternehmern, die professionell Schiffswracks
aufspüren. Ein Jahrzehnt suchte er nach der
versunkenen
SS Republic.
 (1) Langsam gleitet die Kamera über den Meeresboden. Das Wasser ist trüb.
 Verwitterte Holzstücke ragen hie und da aus dem Sand. Das Objektiv nähert sich den
 schemenhaften Umrissen eines verwitterten Ankers. Die nächste Szene zeigt einen
 großen Haufen Münzen. Einzelne Stücke werden vom Greifarm eines Roboters
5 vorsichtig von Sand befreit und in einen weißen Plastikbehälter gesteckt. Was hier
 scheinbar wahllos verstreut über den Meeresboden liegt, sind die Überreste des großen
 Raddampfers SS Republic. Wo genau diese Aufnahmen gemacht wurden, weiß außer
 der amerikanischen Firma ‘Odyssey Marine Exploration’ niemand so ganz genau. Der
 genaue Fundort zählt zu den gut gehüteten Geheimnissen des Bergungsunternehmens,
10 das sich auf die Suche von Schiffswracks spezialisiert hat.
 
 Nadel im Heuhaufen
 (2) Mit der Entdeckung der SS Republic gelang Odyssey ein großer Treffer. Für
 Odyssey-Mitbegründer Greg Stemm war es die Suche nach der Nadel im Heuhaufen:
 „Ich habe ein Jahrzehnt gebraucht, um die SS Republic zu finden“, sagt er. Ein
 Vorhaben, das ohne den Einsatz von hochmoderner Ausrüstung undenkbar war. Mehr
15 als 2 500 Quadratkilometer Meeresboden suchten die Spezialisten des Unternehmens
 ab, bevor sie in 500 Metern Tiefe fündig wurden. Dort kommt nur ein Tauchroboter hin.
 
 Schwarze Schafe
 (3) Odyssey arbeitet bei der Schatzsuche mit Archäologen zusammen. Man will sich
 nicht dem Vorwurf der Plünderei aussetzen. Aber die Aussicht auf vermeintlich schnell
 verdientes Geld lockt viele Glücksritter an. Sie richten großen Schaden an, weil sie den
20 Fundort verwüsten, der für Archäologen von unschätzbarem Wert ist.
 
 (4) Die Risiken für die Odysseymitarbeiter sind schwer einzuschätzen. Oft verbringen
 sie Jahre damit, ein gesunkenes Schiff zu lokalisieren. Schlechtes Wetter oder Ärger mit
 Behörden, etwa wegen fehlender Genehmigungen, können die Kosten schnell in
 atemberaubende Höhen treiben. Die Schatzsuche auf dem Meeresgrund kann sich so
25 leicht zu  39  entwickeln.